Hast du dich schon mal gefragt, warum du dich in bestimmten Situationen schämst? Und ich meine jetzt alle Situationen im Leben, in denen du bekleidet bist. Dieser Moment, in dem dir irgend etwas peinlich ist.
Dieses Gefühl sich zu schämen hat ganz viel mit deinem Status zu tun. Und zwar mit dem Status, den du selbst für dich definiert hast.

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Die eingebildete Identität

Irgendwann im Alter von 4-5 Jahren, fangen wir an, Gefühle wie Scham zu empfinden. Konditioniert durch unsere Erziehung, die Medien und Gleichaltrige. Uns wird gesagt, was wir machen dürfen und was nicht. Wer und wie wir sein sollen und wie nicht. Wir hören im Leben nie auf, an unserer Identität zu feilen. Dieses Bild von uns, das wir gerne nach aussen abgeben möchten – weichen wir davon ab – wird es peinlich.

Was ist eigentlich peinlich?

In dem Moment, in dem unser Bild von uns selbst beschädigt wird, empfinden wir Scham. Unser Status ist angegriffen und bröckelt. Uns ist die Situation peinlich.
Wenn das passiert, ist die Frage: wer war schuld.

Selbstverschuldetes Schämen

Jeder von uns hat so seine Fettnäpfchen, in die er allzu gerne mit Anlauf springt. Mein große „Stärke“ ist es, dass ich mir Namen ganz schlecht merken kann. Mein Gehirn hat zwar optische Filter für Gesichter und ich erinnere mich an Gesprächsinhalte – aber Namen – Fehlanzeige. Darum ist es mir in der Vergangenheit oft passiert, dass ich Menschen mit dem falschen Namen angesprochen habe. Das aber mit voller Überzeugung (Heike aka Tanja weiss genau, was ich meine).
Nicht weniger peinlich sind körperliche Aktivitäten, die wir theoretisch im Griff haben könnten. Luft, die sich einfach mit aller Gewalt ins Freie kämpft. Wo auch immer.

Unkontrollierbares Schämen

Es gibt auch peinliche Situationen, die wir nicht beeinflussen können: kein Stück. Wir rutschen auf Glatteis aus – genau vor unseren Klassenkameraden. Dein Chef macht dich runter vor den Kollegen, einfach weil er zeigen will, wer das Sagen hat.

Unser Status und Stolz wird angegriffen

Und wir können nichts dagegen machen. Wir hätten es nicht mal verhindern können. Das ist das Leben.

Was tun, im Moment des Schämens

Idealerweise versuchen wir peinliche Situationen zu vermeiden. Na klar. Aber so ist das eben: Peinlichkeiten passieren und wir schämen uns. Wir haben unser Gesicht verloren, unser Status wankt und wir entfernen uns von der idealisierten Identität, die wir uns so pfleglich aufgebaut haben. Schadensbegrenzung ist angesagt.

Nicht jeder ist so kritisch wie du

Das ist erst einmal die gute Nachricht: Du bist dein größter Kritiker. Und es kann gut sein, dass deine Peinlichkeit nicht mal bemerkt wurde. Der spotlight effect (Gilovich, Medvec & Savitsky, 2000) beschreibt, dass Menschen total überschätzen, wie stark andere auf sie achten. Schockierend nicht? Wir sind nicht das Zentrum der Aufmerksamkeit? Echt?
Jeder von uns ist oft so beschäftigt mit sich selbst und seiner eigenen Wirkung, dass uns nicht klar ist, dass es anderen auch so geht. Und ja: Andere juckt es wesentlich weniger bis gar nicht, wenn uns etwas Blödes passiert. Sie nehmen es vielleicht nicht mal wahr.

Hör auf dich zum Hauptdarsteller zu machen

Wenn du eine peinliche Situation immer wieder in deinem Kopf abspielst, dann denkst du, dass das alle bemerkt haben. Die ganze Aufmerksamkeit ist bei dir und alle sehen es. Das ist nicht so. Sobald dieser unrealistische Film in deinem Kopf anfängt zu spielen > stoppe ihn und lächle.

Denk nicht daran

Diese peinliche Situation, in der du eben nicht so cool und selbstbewusst warst, wie du es gerne hättest, vergiss sie. Du kannst den Moment eh nicht mehr ändern. Wenn dein Gehirn immer und immer wieder an die Peinlichkeit erinnert wird, dann läufst du Gefahr, dass sie ein Teil von dir wird. Stummi liebt Bilder und Filme und Helden. In deinem Film bist du zwar der Hauptdarsteller – aber in deinen Augen nicht der Held.
Wenn ich nun dieses Bild von der sich schämenden Katja immer und immer wieder in mein Gehirn brenne, dann setzt es sich irgendwann fest. Mein Selbstbewusstsein nimmt Schaden. Langsam und unbemerkt schleichen sich Selbstzweifel ein und werde ein Teil der Persönlichkeit. Es kann passieren, dass du dir damit Programme in dein Unterbewusstsein brennst, in denen du dich immer kleiner und unfähiger abspeicherst. Bis du irgendwann überzeugt bist davon, etwas nicht können oder weniger wert zu sein als andere.

Du bist nicht deine Fehler

Deine Fehler definieren nicht, wer du bist. Auch wenn deine Freunde gerne peinliche Momente austreten: lach darüber. Ist doch logisch, dass wir uns zu peinlichen Momenten anderer hingezogen fühlen. Das ist nämlich viel lustiger, als über seine eigenen nachzudenken.

Lerne aus deinen Fehlern

Anstatt dich zu grämen und dich immer wieder an deine Fehler zu erinnern, nutze sie. Jeder Fehler oder jede Peinlichkeit zeigt dir deine Entwicklungsbereiche auf. Die festgesetzten Glaubenssätze oder Überzeugungen, die du vielleicht viel zu lange nicht hinterfragt hast.
Ist es wirklich so wichtig für dich, dass

  • diese eine „wichtige“ Persönlichkeit dir Anerkennung schenkt?
  • du immer perfekt wirkst und deine Fassade keine Kratzer zeigt?
  • dein Chef deine tolle Arbeit bemerkt anstatt nur deine Fehler?
  • du mithalten kannst mit anderen? (Geld, Urlaub, Freizeitaktivitäten, Wissen, …)

Ist doch echt schnurzpiepegal. Es ist dein Leben und das solltest du so gestalten, dass es sich für dich gut anfühlt. Wir vergessen das nur immer wieder. Erinnere dich daran, was dir wichtig ist im Leben.

Zusammenfassung

Wenn deine Peinlichkeit noch lange Zeit in deinem Kopfkino nachhallt, sei dir sicher: Die anderen haben das mit Sicherheit längst vergessen. Sorry, dass ich das so hart sagen muss, aber du bist den anderen nicht so wichtig. Lass die Situation und die Gedanken los, bevor sie dich und dein Bild von dir negativ verändern.
Aber im Umkehrschluss: Wenn du keine Identität und damit kein Bild von dir hättest, würdest du dich nie schämen. Leider geht das nicht, denn jeder von uns hat sein Selbstbild. Du kannst aber sehr wohl den Pinsel in die Hand nehmen und Veränderungen vornehmen.

Und die beste Reaktion in peinlichen Momenten: lächle einfach.

Wir wollen geliebt werden, Anerkennung erhalten und entfernen uns dabei von uns selbst. Unser Verhalten ist nicht mehr authentisch sondern angepasst auf die projizierte Erwartungshaltung anderer. Sei du selbst und verstell dich nicht. Nur so wirst du Menschen anziehen, die genau das liebenswert finden. Und dann stell dir vor, dir passiert etwas peinliches. Ihr werdet alle gemeinsam darüber lachen.