Spaß ist so gar nicht Deutsch. Wer bei der Arbeit Spaß hat, arbeitet nicht. Warum eigentlich? Ich habe sogar das Gefühl, dass Emotionen zu zeigen verpönt ist und unsere moderne Arbeitswelt gefügige Arbeitsroboter kreiert. Die sind auch viel einfacher zu führen.

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Warum Spaß nicht Deutsch ist

Der geschichtliche, gesellschaftliche und auch religiöse Hintergrund ist noch zu erkennen in Sprache und Begriffen. Wir entsagen dem Spaß, leisten harte Arbeit, verzichten auf alles Mögliche und tun Buße. Hört sich nach einem rechtschaffenen Menschen an. Im Gegensatz zu jemandem, der einen „Heiden“-Spaß hat. Dieser Ungläubige.
Warmherzige Freude ist natürlich erlaubt und gehört zur Etikette, aber wehe du bist so richtig gut drauf. Wir erkennen das auch an Redewendungen, die unsere Sprache etabliert hat:

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Und damit ist gemeint, dass du das Vergnügen bitte auch nur zu Hause haben sollst. Könnte sonst noch anstecken. Arbeit ist Arbeit und nicht Vergnügen – ist doch logisch.

Mit der Schule (oder spätestens mit dem Berufsleben) beginnt der Ernst des Lebens.

Und wir wissen alle, dass Ernst ernst ist und da hat Spaß keinen Platz.

Alles was Spaß macht, ist verboten oder macht dick.

Auch eine witzige Formulierung, die sehr gut zu Deutschland passt. Verbote, Gebote soweit das Auge reicht. Musst du dich nicht auch manchmal wundern, was in Deutschland alles geregelt und genormt ist?

Eine Rand-Lanze für Deutschland

Ich lebe gerne hier in Deutschland und ja, ich gebe es offen zu: Ich mag Regeln. Weil ich ganz tief in mir drin weiss, dass die auch ganz gut und gesund für mich sind. Wenn ich mir nur vorstellen würde, dass es keine Verkehrsregeln und Geschwindigkeitsbeschränkungen mehr gäbe… nicht auszumalen.

Aber heute geht es um Spaß!

Und da bin ich mir sicher, dass Deutschland mehr davon gebrauchen kann. Spaß zu haben ist nämlich viel besser als zu jammern.

Spaß wird uns abtrainiert

Schon als Kind wurde dir gesagt, was du machen darfst und was nicht. Meine Lieblingsformulierung: Das macht man nicht. Der „man“ hat mich über viele Jahre begleitet und bis heute weiss ich nicht, wer der MAN überhaupt ist.
Formulierungen wie „sei nicht so“ oder „sei doch mehr so“ führen meist dazu, dass die Umwelt uns in Roboter verwandeln möchte. Sei nicht so laut und lach nicht so laut. Aber was, wenn mir gerade danach ist?

Sprache ändert sich

Wir sind heute doch nicht mehr stinksauer! Wenn wir unseren Unmut im Beruf ausdrücken, dann sind Worte wie „unzufrieden“ doch viel schicker. Dein Mitarbeiter oder Kollege hat etwas richtig gut gemacht? Dann sag doch mal wieder Worte wie „super“ oder „genial“ anstatt ein dröges: Das haben Sie gut gelöst. LANGWEILIG.

Wir lassen uns formen

Stell dir vor, du arbeitest in einem Bekleidungsgeschäft und hast so richtig Spaß mit deinem Kunden. Die positiven und energiegeladenen Emotionen lassen dich mit dem Kunden laut und inbrünstig lachen. Nachdem der Kunde den Laden verlassen hat, kommt dein Chef zu dir und sagt: Sie sind unglaublich laut, nächstes Mal bitte etwas leiser.
Du ärgerst dich und bist getroffen. Ob du willst oder nicht. Kritik von außen kratzt am Selbstbewusstsein und läßt uns zweifeln. Zudem ist das dein Chef. Er hat die Macht, kann dein Leben beeinflussen oder dich sogar feuern? Schon mal gehört, dass jemandem gekündigt wurde weil er Spaß hatte oder lachte? Die Frage, die du dir stellen solltest ist nur: Wieviel Spaß passt in das Berufsbild, das ich ausübe. Wenn du mit Spaß und lachen mehr verkaufst als deine griesgrämigen Kollegen: hey, dann mach es. Du siehst selbst an der Reaktion deiner Umwelt, was passt und was nicht.

Hab mehr Spaß!

Spaß ist gesund und macht gesund.

Lachen ist die beste Medizin

Wenn du lachst, werden Glückshormone ausgeschüttet und du fühlst dich gut. Dass mehr Verspannung mit einem missgelaunten Gesicht entsteht, weisst du auch.
Wir lachen nicht, wenn wir Angst haben oder traurig sind. Da stellt sich doch die Frage: Bist du oft traurig oder hast du Angst? Nein? Prima, dann lache und hab Spaß.

Ist das kindisch?

Ja, und? Wir sind Menschen und wir haben Gefühle. Ob es deinem Chef, deiner Firma oder Deutschland passt oder nicht. Und Spaß ist schließlich nicht gefährlich. Es mag kindisch und unreif wirken, aber es fühlt sich einfach richtig gut an. Niemand kann dir verbieten, es dir gut gehen zu lassen.

Gute Stimmung macht innovativ

Wir lachen nur mit Menschen oder Kollegen, bei denen wir uns wohl fühlen und eine Vertrauensbasis vorhanden ist. Dieses Vertrauen schafft Kooperation und fördert die Kreativität. Lachen befreit und regt die Fantasie an. Es ist der Nährboden für Innovationen. Schon aus diesem Grund sollten Deutsche Unternehmen großes Interesse daran haben, mehr Spaß zu fördern.

Lustreisen sind Servicebesuche

Lass dir nicht einreden, dass der Besuch eines Kunden eine Lustreise ist! Vor allem im Vertrieb hält sich dieses Vorurteil hartnäckig. Jeder Besuch bei deinem Kunden ist Service an deinem Gegenüber. Immer wenn du Zeit mit einem Menschen verbringst, erfährst du etwas Neues. Was hat er vor: heute, morgen und in Zukunft. Und zudem festigst du die Beziehung und schaffst Vertrauen auf deren Basis der gemeinsame Spaß beginnen kann.

Lächeln ist Service am Menschen

In China gibt es ein Sprichwort:

Jemand, der nicht lächeln kann, sollte keinen Laden aufmachen.

Und in Deutschland sprechen wir von Servicewüste, nüchternen Paragrafenreitern und sturen Beamten. Vermutlich größtenteils Vorurteile oder Einzelbeobachtungen. Und dennoch: in allem steckt ein Funke Wahrheit.

Lächle und sei freundlich

Ich glaube nicht, dass wir in Deutschland weniger freundliche Menschen sind – im Gegenteil!
Wir wurden und haben uns selbst spaßfrei konditioniert. Ich stelle mir oft die Frage: warum? Wem wollte ich gefallen? Habe ich vielleicht schon einige „das macht man nicht“ fest eingespeichert? Habe ich Angst mich zu blamieren?

Trau dich!

Wenn wir Spaß oder Lachen unterdrücken, ist der Grund meist Angst. Angst davor, wie die Umwelt reagiert. Wir möchten ja schließlich geliebt werden. Aber weisst du mit Sicherheit, dass du weniger geliebt wirst, wenn du Spaß hast?