Warum schieben wir Dinge vor uns her oder trauen uns so vieles nicht zu? Das sind nicht mal die großen Dinge sondern oft ganz Banales. Im Prinzip die Neujahrsliste, die mir jedes Jahr wie ein déjà-vu vorkommt. Was hält uns davon ab? Wir wollen das doch schließlich, wirklich und echt erreichen, machen und umsetzen.

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Wir entscheiden nicht – wir fühlen Entscheidungen

Und da kommt wieder Stummi ins Spiel. Und zwar bei jeder Entscheidung, die wir treffen. António Rosa Damásio brachte es mit seinem Zitat auf den Punkt: wir sind keine denkenden Wesen, die Gefühle empfinden.

Wir sind Gefühlsmaschinen, die denken

Wenn wir darüber nachdenken, was wir heute Abend essen, dann denken wir „nach welchem Essen ist es mir denn?“. Wir fühlen unsere Entscheidungen. Damásio fand dies heraus in seiner Studie über Menschen mit schwerem Hirntrauma. Diese Menschen waren nicht mehr in der Lage Gefühle zu empfinden. Und genau auf die Frage, was sie denn essen möchten, war es ihnen nicht möglich eine Entscheidung zu treffen. Sie konnten ausgiebig über Essen reden, das sie essen sollten und deren Vor- und Nachteile – jedoch an dem Punkt der Entscheidung waren sie wie paralysiert.

Dein Instinkt liegt richtig

Natürlich weisst du genau, welches Essen richtig für dich wäre und dass regelmäßiger Sport dir gut tut. Wir alle wissen das. Das ist unser natürlicher Instinkt, unser Bauchgefühl. Das gilt für alles im Leben. Wir wissen, dass wir diesen Job nicht mehr machen wollen oder mit diesem Partner nicht glücklich sind/werden. Und das gleiche gilt für unsere Träume und Wünsche. Ich weiss, dass ich diesen Blog hier schreiben will, in Zukunft Vorträge und Seminare darüber halten möchte und andere Coachen.
Und doch bekomme ich meinen Allerwertesten nicht hoch.
Wie also schaffe ich es, meinen Instinkten zu folgen. Das zu tun, was ich wirklich will?

Stummi verhindert Veränderungen

Wenn wir einen Gedanken haben, dauert es wenige Sekunden bis Stummi sich einschaltet und uns emotional steuert. Die Frage ist ja, warum mich Stummi davon abhalten will, etwas zu tun, was ich will. Stummi hat eben nur ein Ziel: mein Überleben zu sichern. Logischerweise darf ich dann nichts machen, was das gefährdet.
Leider gehören dazu auch alle Dinge, die neu oder unangenehm sind, d.h. Stummi hält mich und dich von allem ab, was er nicht kennt oder einschätzen kann. Das ist nämlich eine potentielle Gefahr! Das gilt sowohl für Neues als auch für Veränderungen.
Wenn du also etwas in deinem Leben ändern möchtest, musst du Stummi austricksen. Stummi ist zwar blitzschnell in seiner Reaktion auf einen Reiz oder Gedanken – die Argumentation dafür dauert allerdings einen Moment. Die wird nämlich von unserem Großhirn produziert und das ist langsam. Und genau diese Sekunden sind dein Zeitfenster, um Stummi zu zeigen wo der Hammer hängt und wer Kontrolle über dein Leben hat.
 

Nutze das Zeitfenster von wenigen Sekunden

Du stehst morgens auf und denkst: wenn ich jetzt sofort raus gehe, könnte ich einen schönen gesunden Morgenspaziergang machen. Mit diesem Gedanken aktivierst du Stummi und versetzt ihn in Angst und Schrecken. In Millisekunden wird die passende Emotion verschickt und das Großhirn bekommt den Auftrag dir das auszureden.

Wir sind Meister im Ausreden finden

Oh ja, ich halte mich sogar für einen Großmeister im Finden von Ausreden und Erklärungen. Auch beim Verschieben von Dingen auf später, morgen oder den Sankt-Nimmerleinstag. Also prasseln in dem Moment irrsinnig viele Gedanken auf dich ein, warum das eine blöde Idee ist: 1°C zu kalt, zu dunkel, nicht die richtigen Schuhe, Klamotten, usw. Aber was noch viel fieser ist: dir fallen auch unglaublich viele Dinge ein, die viel mehr Spass machen. Dir typische Ablenkungen eben..
Aber bevor diese Maschinerie anspringt, haben wir eine kleines Zeitfenster von wenigen Sekunden.

3-2-1-go! Mach, was du willst

Mel Robbins erklärt in Ihrem Buch (The 5 Second Rule) wie wir dieses Zeitfenster und den Denkautomatismus brechen können. Bevor wir überhäuft werden durch unser Gehirn, das zur Höchstform aufläuft, um uns von etwas abzuhalten: Zähle 3-2-1-go! und mach es. Nicht darüber nachdenken!
In meinen Selbstversuchen habe ich die 5-Sekunden-Regel auf 3 verkürzt. Scheinbar arbeitet mein Gehirn schneller, wenn es darum geht, mich von etwas abzuhalten.

Countdown nicht count up

Durch den aktiven Denkprozess des Countdowns lenken wir unser Gehirn kurzfristig ab. So kann Stummis Auftrag nicht sofort ausgeführt werden und genau diese Sekunden sind entscheidend. Sobald wir nämlich darüber nachdenken, haben wir verloren. Dann braucht es unvergleichlich viel mehr Willenskraft, um TROTZDEM zu tun, was du willst.
Es muss auch auf jeden Fall rückwärts gezählt werden, denn wir sind konditioniert, dass dann etwas passiert. Fangen wir mit 1 an, zählen wir einfach weiter.

3-2-1-go, der Kickstarter für neue Gewohnheiten

Ich bin ein Nachtmensch. Soviel zu meiner Ausrede. Der Tagesverlauf eines selbständigen Nachtmenschen ist allerdings mittelmäßig produktiv und auf jeden Fall ungesund. Diese Gewohnheit habe ich gepflegt und gehegt. Und genau dieses Muster wollte ich durchbrechen. Also hatte ich mir vorgenommen, früh aufzustehen. Und nach dem Motto: viel hilft viel, habe ich das kombiniert mit Sport. Ich wollte also jeden morgen früh aufstehen und Sport machen. Als allererstes.
Diese neue Gewohnheit zu erschaffen benötigt etwas Vorbereitung und ich dachte, dass das so dann prima funktioniert. Hat es aber nicht. Nicht so richtig. Was mir gefehlt hat, war der Zünder. Der Ruck, den es braucht, um aus dem Bett aufzustehen und raus zu gehen. Ich habe es nicht geschafft, dieses kleine Momentum des Willens zu nutzen, um los zu legen. Bis ich mit 3-2-1-go angefangen habe. Nicht nachdenken: LOS!

Zusammenfassung

Dein Instinkt, deine Logik – also DU – weisst genau, was du tun willst. Aber deine Gefühle entscheiden, was du tust. Und leider fühlt sich Veränderung nie positiv an. Das ist zumindest die Einstellung von Stummi, der uns kontrolliert. Der unterbewusste Teil unseres Gehirns, der für Gefühle zuständig ist und alles Unangenehme/Neue vermeidet. Du kannst zwar nicht kontrollieren, was du fühlst, aber zu kannst kontrollieren, was du machst.
Da die Aktivierung deiner Gefühle blitzschnell funktioniert, gilt es hier noch schneller zu sein. Versuche den 3-2-1-GO Kickstarter und mach was du willst. Der Wecker klingelt: 3-2-1 aufstehen und raus in den Wald. Du sitzt in einem Meeting und hast Angst etwas zu sagen, weil du dich blamieren könntest: 3-2-1 sag es einfach. In einer Kneipe fällt dir ein Mann auf, der dir gefällt, den du noch nie gesehen hast? 3-2-1 geh hin und sprich ihn an. Sofort. Warte nicht auf Stummi, der dir das ganze superplausibel ausredet.

Folge deinem Instinkt und übernimm die Verantwortung

Wenn wir den Moment nicht nutzen und machen, was wir instinktiv wollen, dann geht er vorbei. Diese Zeit ist weg und kommt nicht wieder. Also mach, was du willst und du wirst, wer du sein willst. Denn wie wir uns verhalten verändert die Sicht auf uns selbst. So entsteht Selbstvertrauen – das ist nicht einfach so da. 3-2-1-trau-dich ohne Rücksicht auf „was könnten die anderen sagen“.
Und dann: wiederhol es. So wie ich meine Langschläfergewohnheit wiederholt gepflegt hatte, so kickstarte ich mich jetzt regelmäßig mit „3-2-1 raus aus dem Bett und in den Wald“. Und wieder und wieder, bis DAS zur installierten Gewohnheit wird.