Die Glückshormone Serotonin & Oxytocin bilden die Balance zu den egoistischen Glückshormonen Endorphin & Dopamin. Und das Schöne ist, dass sie sich sukzessive aufbauen und nicht nur einen kurzen Rausch erzeugen. Früher, als wir noch in kleinen Gruppen zusammen gelebt hatten, waren diese beiden entscheidend für unser Überleben. Anderen zu helfen, fördern und das Vorankommen abzusichern war lebensnotwendig für die Gemeinschaft.

Inhalte

Wir können doch heute alles alleine, oder?

Die Abhängigkeit von anderen ist für unser Überleben in unseren entwickelten Nationen nicht mehr notwendig. Wir haben ein Dach über dem Kopf, genug zu Trinken und Essen im Überfluss. Wir laufen Gefahr, uns zu unabhängigen Individualisten zu entwickeln. Eigentlich brauchen wir doch auch niemanden, oder? Dennoch: um glücklich und erfüllt zu sein, helfen uns nie „Sachen“ sondern ausschließlich andere Menschen.

Serotonin – das Führungskräfte-Hormon

Dieses Hormon ist dazu da das Band zwischen Eltern und Kindern, Chef und Mitarbeiter zu stärken. Das Gefühl von „ich bin stolz auf dich“ und „ich möchte dich stolz machen“. Als ich Fahrrad fahren lernte, sprang mein Vater neben mir und hielt das noch wacklige Fahrrad fest. Irgendwann hatte ich den Dreh raus und es hat sich gut angefühlt. Ich wollte meinem Vater zeigen, dass ich das hinbekomme. Das Gefühl zu sehen, dass mein Vater stolz auf mich war fühlte sich richtig gut an. In dieser Situation wurden wir beide durchflutet von Serotonin. Das Gefühl stolz zu machen und stolz zu sein.

Wir alle streben nach Anerkennung

Anerkennung von anderen ist wichtig für unser Selbstbewusstsein: von unseren Eltern, unseren Lehrern, unserem Vorgesetzten, Freunden, etc. Stellt euch vor, ihr habt einen tollen Job gemacht, euch richtig angestrengt und eurer Chef lob euch vor versammelter Mannschaft. Ihr fühlt euch toll und selbstbewusst! Und es entsteht ein Gefühl der Gelassenheit, inneren Ruhe und Zufriedenheit.

Lob auszusprechen ist Führungsaufgabe

Das Schwäbische Sprichwort „nichts gesagt ist gelobt genug“ zeigt die gesellschaftliche (Deutsche, Schwäbische) Einstellung zu Lob. Wir sind kritisch, versuchen uns zu verbessern und Loben selten. Viel zu selten. Serotonin wurde aber von der Natur erfunden, um unsere Spezies voranzubringen. Wenn wir als Führungskräfte unsere Mitarbeiter fördern, diese uns dann mit Ihrer Leistung stolz machen und wir sie mit Lob darin bestärken, erhalten beide das Glückshormon Serotonin. Es stärkt die Bande und beide möchten diesen Erfolg wiederholen, weil es sich gut anfühlt.

Führung bringt Verantwortung – nicht nur Vorteile

Wir leben in einer Welt der Hierarchie und damit haben wir überhaupt kein Problem. Dass mit der höheren Position unseres Chefs auch gewisse Vorzüge und Statussymbole einhergehen wie ein größeres Büro, mehr Geld oder ein größeres Auto ist für uns ok. Unserem Chef den Kaffee zu holen – kein Problem. Das ist sogar ein wichtiges soziales System, denn vor vielen zehntausenden von Jahren (früher Homo Sapiens) gab es auch Chefs (Alphas) – die stärksten der Gruppe.

Diese Alphas wurden ganz klar bevorzugt

Zur damaligen Zeit lebten wir in kleineren Gruppen von 150 Menschen (Dunbar-Zahl) und hatten ebenfalls hierarchische Systeme. Die Alphas wurden vom Rest der Gruppe mit Vorzügen versorgt: sie bekamen die ersten und besten Stücke des frisch erlegten Tieres. Ihnen waren die schönsten und biologisch gesündesten Frauen vorbehalten. Klar! Nur so kann es Alpha-Kinder geben.
Aber alle diese Vorzüge kamen mit einer Verantwortung. Wir sind doch nicht doof! Unser Chef bekommt mehr Geld, darf mehr entscheiden und wir geben ihm, was er will? Einfach so? Natürlich nicht. Diese Spezialbehandlung kommt mit einem Preis. Wir erwarten nämlich von unserem Alpha, der ja auch der stärkste in unserer Gruppe ist, dass er uns bei Gefahr schützt. Er hat die Verantwortung als Erster der Gefahr entgegen zu treten und uns Sicherheit zu geben.

Führung bringt Verantwortung mit sich

Durch die Anerkennung und die Bevorzugungen steigt das Selbstbewusstsein der Alphas (Chefs) und sie sind durch die Position auch stärker und einflussreicher als die Mitarbeiter. Führungsverantwortung bedeutet, dass wir nicht nur alle Vorteile einstreichen sondern die Verantwortung für unsere Mitarbeiter übernehmen. Wenn Gefahr droht, geht es darum selbst Opfer zu bringen und nicht einfach andere zu opfern, für die ich verantwortlich bin.
Der Alpha in der Steinzeit war sich dessen bewusst. Wenn der Bär einen Angriff auf die Gemeinschaft machte, ging er als erster, um ihn zu erlegen. Natürlich war ihm bewusst, dass er dabei sterben könnte. Aber das war der Deal. Darum sind wir auch so sauer auf die Jungs der Bankenkrise, die unglaubliche Gehälter und Boni eingestrichen haben. Nicht wegen dem Geld – nicht wegen der Summe, sondern weil sie, als es hart auf hart kam, andere geopfert haben für ihren eigenen Vorteil.
Führungspersönlichkeit zu sein heißt, dass ich vorher die Zahlen opfere oder meine Ziele und Vorteile, bevor ich meine Mitarbeiter opfere. Das ist die Aufgabe. Und die Rolle, die das am besten symbolisiert: ist Elternteil zu sein. Oder würdest du dein Kind feuern, nur weil das letzte Jahr nicht besonders gut lief?
Notfalls sich selbst zu opfern, um andere, für die ich verantwortlich bin zu retten.
Jede Führungskraft sollte sich die Frage stellen: bin ich dazu bereit?

Das Beste aller Glückshormone: Oxytocin

Das ist das schöne Gefühl von sozialer Interaktion: die ganze Kuschelwelt von Liebe, Vertrauen und Zuneigung. Oxytocin wird auch bei jedem Körperkontakt ausgeschüttet, darum schütteln wir uns auch die Hände, umarmen uns und berühren Menschen, die wir mögen. Schön ist, dass sich dieser Glückshormon-Level ebenfalls wie bei Serotonin immer mehr aufbaut und die Verbindung zu anderen Menschen immer mehr verstärkt.

Oxytocin bildet Verbindungen mit Menschen

Was sind Beziehungen oder Freundschaften? Es ist das immer tiefer werdende inniges Gefühl von Vertrauen und Liebe. Wir freuen uns darauf, Zeit mit Menschen zu verbringen, die wir mögen und dabei spielt es noch nicht mal eine Rolle, was wir tun. Es ist die Präsenz von Menschen, denen wir uns zugehörig fühlen. Das wohlige Gefühl von Zusammengehörigkeit.

Vertrauen und Liebe brauchen Zeit

Wir wissen, dass Liebe nicht an einem Tag entsteht, sehr wahrscheinlich auch nicht in einer Woche. Aber was wenn ich Euch nach 2 Jahren sagen würde, dass ich nicht weiss, ob ich den Mann liebe? Dann würde etwas nicht stimmen oder? Also irgendwann zwischen 1 Woche und zwei Jahren dauert es, bis sich Vertrauen aufbaut, bis wir jemanden lieben.
Es sind die vielen kleinen Dinge, die wir für einander machen. Das ist der Kaffee am Morgen, den ich nicht nur für mich mache sondern auch für meinen Mann. Wenn er nach einem bescheidenen Arbeitstag nach Hause kommt und ich für ihn da bin, zuhöre – anstatt ihm von meiner tollen Neuigkeit zu erzählen. Schlicht füreinander da sein und die Wiederholung der vielen kleinen Dinge.

Oxytocin fließt auch, wenn wir anderen helfen

Symbolisch für unsere Zeit ist, dass wir mehr auf uns selbst achten, als auf andere. Wie sonst könnt ihr euch erklären, dass es in der Bücherei eine Rubrik für „Selbsthilfe“ gibt aber keine „Hilf anderen“. Dabei ist genau das die Anleitung um selbst glücklich zu werden. Dies wurde mir selbst erst durch Simon Sineks Buch klar: Anderen zu helfen, macht mich glücklich.

Anderen zu helfen ist ansteckend

Für diese positive „Abhängigkeit“ hat die Biologie gesorgt. Wenn wir jemandem helfen, erhalten wir eine Ausschüttung des Glückshormons Oxytocin. Und nicht nur wir – auch die Person, die die Hilfe empfängt. Das Beste kommt zum Schluss: Es ist sogar so, dass (Augen-)Zeugen einer guten Tat eine Ausschüttung von Oxytocin erhalten. Und wie bei Serotonin führt es dazu, dass es animiert, mehr zu machen. Wie wollen es wiederholen weil es ansteckt.

Jeder von uns hat den Kollegen, der etwas nicht so gut kann wie wir. Bei mir hatte es immer mit Computern zu tun. Ich bin ein kleiner Computer-Geek und habe Spass daran. Also helfe ich anderen mit Programmen, neuen Systemen, mit der Suche nach der schlausten Tech-Lösung für die Aufgabe, etc. Was ich wiederum nicht leiden kann: Telefonieren und Bewegen. Und so kam es damals, dass meine Kollegin mir die Telefonate vom Hals hielt und mit die ganzen Besorgungen abnahm. Sie liebte es zu telefonieren und durch das Unternehmen zu tingeln, um Dinge zu organisieren oder abzuholen.
Wenn ich meinen Kollegen helfe, die wiederum mir helfen, entsteht eine immer engere Verbindung. Wir bauen Vertrauen zueinander auf, was die Basis für echte und produktive Kooperation ist. Und nur in einem vertrauensvollen Umfeld kann auch Innovation entstehen. Misstraue ich meinen Kollegen, äussere ich meine Ideen sicher nicht.

Die höchste Währung, die wir besitzen: Zeit

Wenn ich euch sagen würde: ich habe gestern 1.000 Euro an CARITAS gespendet, was würdet ihr sagen? Mmmmhhh, ok – Angeber. Aber was wäre, wenn ich sagen würde: ich war gestern im Altersheim und habe Zeit verbracht mit den Menschen, die keine Familie haben? Da würdet ihr denken: Wow, ich sollte auch mehr machen. Warum ist das so? Denn ein paar Stunden von mir sind weniger als 1.000 Euro wert.
Es geht darum, dass wir Zeit und Energie als höchstes Gut einschätzen. Davon hat jeder von uns gleich viel. Geld lässt sich wieder verdienen – aber die Zeit, die ich mir für jemanden nehme, ist weg. Unwiederbringlich. Wie für euch hier. Die Zeit, in der ihr meinen Blog lest, ist futsch. Darum schätzen wir es auch, wenn sich unser Chef für uns Zeit nimmt. Zeit und Energie ist wertvoller als ein 100 Euro Bonus. Lebenszeit und Aufmerksamkeit sind die größten Geschenke, die man einem anderen machen kann. Und es fühlt sich einfach toll an. Man will es wiederholen und es steckt an.

Oxytocin und seine Nebenwirkungen

Richtig: Oxytocin hat so einige Nebenwirkungen, die ich hier nicht verschweigen möchte. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Stressreduzierung. Es senkt den Kortisol-Spiegel und den Blutdruck. Oxytocin ist das Hormon der Liebe und des Vertrauens, macht uns glücklich und steigert das Immunsystem: Paare leben länger als Single. Es macht uns großzügiger, kreativer, gesünder und dämpft die süchtig machende Wirkung von Dopamin.

Zusammenfassung

Das Glückshormon Serotonin zu bekommen, ist etwas einfacher in der Rolle des Mitarbeiters. Wir geben unser Bestes und liefern gute Arbeit ab, um unseren Chef stolz zu machen. Wenn das Lob jedoch ausbleibt, wird es auf Dauer nicht funktionieren. Wir hören auf, uns anzustrengen.
Damit wird klar, dass die Rolle der Führungskraft ganz schön anspruchsvoll sein kann. Ich sollte als Chef bemerken, wenn mein Mitarbeit gute Arbeit macht und ein Lob aussprechen. Fördern, Fordern und Anerkennung führen dazu, dass wir unser bestes geben. Sowohl unser Serotonin-Level als auch der unseres Chefs baut sich auf. Wir werden entspannter und selbstbewusster und Serotonin dämpft gleichzeitig eine ganze Reihe anderer Gefühlszustände wie Angst, Aggressivität, Kummer und den Hunger.
Oxytocin ist das wichtigste Glückshormon für unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und das Glücklich-Sein. Und es ist so einfach zu bekommen: verbring mit Menschen Zeit, die dir wichtig sind. Hilf anderen Menschen und bitte andere um Hilfe (meine eigene größte Herausforderung).
Auch für diese beiden Hormone gilt: Erfüllung gibt es nur durch die Balance. Serotonin & Oxytocin sollen das Zusammenleben mit anderen Menschen stärken und festigen. Um Erfüllung im Leben zu erlangen, brauchen wir die beiden anderen Glückshormone Endorphin & Dopamin, die dafür sorgen, dass wir unsere Ziele erreichen und uns weiter entwickeln.