Unser Gehirn hat bereits entschieden, wenn wir unsere Entscheidung oder Verhalten bewusst wahrnehmen.
Wir tun nicht, was wir wollen,
sondern wir wollen, was wir tun!
Prof. Dr. Wolfgang Prinz, Psychologe und Kognitionswissenschaftler

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Sind wir wirklich ferngesteuert und willenlos?

Denken wir wirklich? Natürlich denken wir selbständig und frei. Unser Gehirn kann das sehr gut: denken, analysieren, fühlen und mehr verarbeiten als uns bewusst ist.
Und genau das ist der entscheidende Punkt: wir denken bewusst – aber entschieden wurde längst im Unterbewusstsein. Wir besitzen alle eine stumme Steuerzentrale, die für uns die Entscheidungen trifft: Stummi. Leider besitzt Stummi kein Sprachmodul. Wenn wir also Entscheidungen auf den Grund gehen möchten, kann uns Stummi dies nicht einfach mitteilen.
Und was das bedeutet, kennen wir alle: unser Bewusstsein wird überrascht von unserem Verhalten. Oder wir sind fassungslos, in welche Situationen wir uns manövrieren. Stummi hat eben seinen eigenen Willen. Die gute Nachricht: Wir sind also nicht ferngesteuert, es ist ja trotzdem unser Gehirn.

Wo wohnt Stummi in unserem Gehirn?

Auf der Suche nach dem Unterbewusstsein und dem Zentrum der Entscheidungen, teile ich unser Gehirn der Einfachheit halber in zwei Bereiche: unser neues Großhirn (Neocortex) der uns von den Tieren unterscheidet. In diesen blauen Regionen finden die bewussten Denkprozesse statt.
Den zweiten Teil nenne ich Stummi, der viele Gehirnteile vereint zu einem Verarbeitungs- und Entscheidungsapparat. Die grünen und roten Gehirnteile stellen unsere unbewusste Steuerzentrale dar.
Stummi, kann nicht sprechen, trifft die Entscheidungen und möchte nur eines: unser Überleben sichern. Dazu gehört Essen, Sicherheit und Reproduktion. Es ist der prähistorische Teil unseres Gehirns der bei jeder Entscheidung im Leben zwei Ziele hat:
Lustgewinn oder Angstvermeidung

Wie entscheidet Stummi?

Freud nannte diese Entscheidungszentrale „Es“ und fand um 1920 heraus, dass 90% aller Entscheidungen durch Stummi getroffen werden. „Es lebt mich“, attestierte er.
Neuere Gehirnforschungen belegen, dass vor jeder Entscheidung/Handlung das so genannte „Bereitschaftspotenzial“ gemessen werden kann. Messbare Signale und deren Verarbeitung, die einige hundert Millisekunden vor der bewussten Entscheidung in Stummis Heimat im Gehirn aufblitzen.
Wir entscheiden also nicht bewusst sondern unser Gehirn trifft Entscheidungen für uns. Aber wie genau und nach welchen Kriterien fällt Stummi sein Urteil?

Entscheidungen auf Basis von Erfahrungen und Gefühlen

  • Hat sich das gut angefühlt?
  • Hat mir das Lust bereitet?
  • Oder war das schlecht, schmerzhaft und mit Misserfolg verbunden?
  • Will ich es wiederholen oder meide ich diese Situationen?

Bei bekannten Situationen greift Stummi auf gespeicherte Erinnerungen, Gewohnheiten und den Instinkt zurück. Viele Entscheidungen sind durch unser Umfeld eingespeichert: Gesetze, Regeln, Anstand, Gesellschaft, Erziehung und Moral. Aber jeder Mensch hat unterschiedliche Vorprägungen und hat diese auch unterschiedliche abgespeichert.
Es gibt Menschen, die lieben es auf der Bühne zu stehen und zu großen Menschenmassen zu sprechen. Andere packt schon der blanke Horror, wenn sie in einer Besprechung etwas gefragt werden.

Stummi hängt in der Vergangenheit fest und steuert mit Hormonen

In unserer heutigen Welt geht es nicht wirklich um Überleben, doch Stummi steuert uns immer noch wie vor 1000 Jahren. Durch unsere 5 Sinne werden Informationen an Stummi geliefert und auf Basis unserer Denkmuster Entscheidungen getroffen.
Durch die Ausschüttung von Hormonen steuert Stummi infolge unser Verhalten. Die wichtigsten Hormone erkläre ich in folgenden Blogs: Endorphin, Dopamin, Serotonin, Oxytocin und Cortisol.

Ist doch alles gut „mit ohne“ Denken

Natürlich ist es gut, dass wir über viele Dinge nicht permanent nachdenken müssen: Atmen, Schlucken, Blinzeln, Gehen usw. Und wir sind auch froh darüber, dass wir beim Autofahren nicht jedes Mal angestrengt überlegen müssen wie das geht.
Programme und Gewohnheiten zu speichern ist ein gutes System unseres Gehirns. Stellt Euch vor, ihr würdet alles machen, als wäre es das erste Mal!
Aber was, wenn uns die gespeicherte Gewohnheit nicht gefällt?
Gewohnheiten gut - schlechtWas wenn wir das Programm gerne überschreiben würden?
Dann wird es unglaublich anstrengend. Denn Stummi mag Veränderungen gar nicht und schon gar nichts Neues. Alles was wir nicht kennen, macht uns potentiell Angst. Und mit Gewohnheiten zu brechen steht noch weiter oben auf der Hassliste von Stummi.

Am Anfang steht das Selbst-Bewusstsein

Du kannst bestehende Programme und Gewohnheiten verändern – wenn du sie erst erkannt hast. Und das ist der erste Schritt: erkenne dein unerwünschtes Verhalten, das du ändern möchtest. Jedes Mal. Und urteile nicht, ärgere dich nicht sondern nimm es nur wahr.
Werde Dir selbst bewusst, wo du dein Verhalten optimieren möchtest.
Und dann starte damit, diese Gewohnheit umzuprogrammieren.