Du willst dich nie wieder ärgern? Sorry, das wird nicht möglich sein und auch etwas langweilig, oder? Doch wäre es nicht schön, sich weniger intensiv und vor allem weniger lange zu ärgern? Ärger kann nämlich sehr wohl effizient gemanagt werden.
Kontrollier doch einfach deinen Ärger-Level. Es verhält sich ähnlich wie mit dem Puls bei regelmäßigem Ausdauersport: Der Puls geht irgendwann nicht mehr auf 180 und er geht auch schneller wieder runter. Das liegt daran, dass wir den Herzmuskel trainieren. Also lass uns den Ärger-Muskel trainieren!

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Was ist Ärger

Warum ärgern wir uns überhaupt? Weil jemand oder etwas uns einen Strich durch die Rechnung macht. Es läuft nicht so, wie du willst. Du hast deine Routine, deine Ansichten und wie du was haben möchtest. Und gnade dem, der dir das alles über den Haufen wirft.
Ich habe das lange nicht verstanden, dass der Ursprung meines Ärgerns nichts anderes ist als Angst. Sobald sich etwas unerwartet ändert oder jemand sich nicht an meinen Plan hält, dann spüre ich Ärger. Es macht mir Angst, denn so war das doch nicht geplant! Jede Art von unerwarteter Änderung macht uns Angst. Manche mehr, manche weniger. Und das liegt nicht an den anderen, das liegt an uns. Unser Gehirn hat vordefiniert, wie das perfekte Leben gefälligst zu laufen hat. Und wehe, jemand oder etwas hält sich nicht daran.

Die TOP 3 Ärger-Gründe

Vera v. Birkenbihl wollte herausfinden, über was wir uns denn am meisten ärgern. Die TOP 3 Ärger-Gründe der Deutschen:

  1. Arroganz und Angeberei
  2. Egoismus
  3. Rechthaberei

Geht es dir genauso? Mir sind diese drei auch ein Dorn im Auge. Die Frage ist ja: warum wir uns genau über die drei am meisten ärgern.

Weil wir das alles auch sind.

Die Welt ist unser Spiegel

Du kennst das Sprichwort: Wie man in den Wald hinein schreit, so schallt es heraus. Aber hast du auch schon darüber nachgedacht, dass der Satz zwei Fragen aufwirft?

  1. Wer schreit denn da?
    und
  2. Wer schreit zuerst?

Wir vergessen allzu oft, wer denn schreit. „Die anderen sind alle doof, kapieren es nicht oder machen alles falsch. Ich weiß, wie das Leben funktioniert und mache alles richtig.“ Eh klar. In dieser Aussage funkeln gleich alle 3 TOP Ärger-Gründe heraus.

Wechselwirkung und Echo-Effekt

Sir Francis Galton hat mit seinem „famous walk“ einen Selbstversuche gemacht und herausgefunden, dass Gefühle eine Resonanz erzeugen. Menschen, denen du begegnest spiegeln deine Gefühle wie ein Echo deine Stimme.
Sir Galton hat sich eines Morgens voll und ganz in folgende Person eingefühlt: ich bin der meistgehasste Mensch Englands. Und dann machte er seinen Spaziergang. Die Reaktionen der Umwelt waren überwältigend: er wurde beschimpft, angerempelt und sogar Tiere reagierten negativ auf ihn. Als ein Pferd nach ihm ausschlug und er zu Boden fiel, ergriffen die Menschen auch noch Partei für das Pferd.

Schlechte Laune ist ansteckend

Also, wenn die Welt mein Spiegel ist und alle anderen sind doof, dann bin ich ja auch doof! Stimmt. Deine Stimmung, dein Auftreten und was du tust, aktiviert eine bestimmte Wechselwirkung mit deinem Umfeld.

Anger Management – Ärger richtig handhaben

Als ich von dem Selbstversuches von Sir Francis Galton gelesen hatte, dachte ich sofort an diese Weisheit aus dem Talmud:
Talmud-Gedanken
Ärger zu managen fängt im Kopf an. Achte auf deine Gedanken. Das hört sich ganz einfach an, doch Stummi macht ja was er will. Unser Unterbewusstsein geht auf Automatikmodus, wenn wir uns ärgern. Und weil Ärgern im Automatikmodus passiert, wissen wir selbst teilweise gar nicht, dass wir uns ärgern. Wir denken nicht bewusst. Wir werden gedacht und gelenkt von Stummi und seinen Gefühlen.

Lass doch einfach los

Aus dem Buch von Rene Egli „Das LoLa Prinzip“ habe ich für mich zwei wichtige Aussagen gelernt:

  1. Ich kann jederzeit die Verantwortung übernehmen
    und
  2. Wie unbedeutend vieles doch ist

Verantwortung übernehmen

Der Frosch ist von Beruf Opfer. Quak, quak, quak – Jammern ist seine Lieblingsbeschäftigung. Die anderen sind schuld daran, dass ich mich ärgere. Alles Idioten. Das heißt aber doch, dass die anderen meine Gefühle bestimmen. Willst du das? Wenn du den Ärger oder andere negativen Gefühle rechtzeitig erkennst, kannst du selbst entscheiden, ob du heute lieber ein Adler bist.
Loslassen ist nicht angeboren, es ist ein TUN-Wort. Du kannst jederzeit entscheiden, etwas los zu lassen. Das ist deine Entscheidung, die du bewusst und ohne Hilfe von anderen treffen kannst. Sei der Adler!

  • Akzeptiere, wie die Welt und die Menschen darin. Es gibt keine anderen.
  • Entscheide ganz für dich alleine, ohne es demjenigen zu sagen, dass du ihm verzeihst.
  • Wenn du dich nicht gut fühlst: lächle. Und zwar so lange, bis du es fühlst.

Und denke immer daran: Niemand will absichtlich gemein sein. Alles hat seinen Grund. Ich glaube zutiefst daran, dass alle Menschen gut sind. Die anderen sind doch auch nur ferngesteuert durch ihre Gefühle oder Kommunikationsfähigkeiten – wie ich auch.

Unbedeutend und klein

Aus dem Weltall betrachtet, erscheint vieles sehr viel kleiner als es wirklich ist. Der Autofahrer, der dir eben die Vorfahrt genommen hat. Dein Chef, der gemein zu dir war. Und welche Bedeutung haben diese kleinen Ereignisse, wenn du sie in Perspektive zu deinem gesamtes Leben setzt?
Mir hilft bei Menschen, die mich ärgern, vor allem eines: memento mori & carpe diem. Denk daran, dass alles vergänglich ist und genieß den Tag. Wie wäre deine Reaktion auf jemanden, der dich ärgert, wenn du wüsstest, dass du morgen stirbst? Oder wie wäre es, wenn dein Gegenüber morgen sterben würde?
Diese Gedanken mögen morbide klingen – doch es relativiert für mich gedanklich die Situation. Wie nichtig doch vieles erscheint vor diesem Hintergrund.

Schreiben statt Schreien

Wenn wir einen schönen Moment erleben, denken wir doch manchmal: ach, könnte das Leben doch immer so sein. Wir versuchen ihn festzuhalten, aber es geht nicht. Doch scheinbar geht das mit negativen Momenten. Ärger, Wut, Neid – diese Erlebnisse kramen wir wiederholt heraus und verbreiten sie. Wir wollen die Bestätigung, dass irgendjemand total doof ist oder wir das Recht auf unserer Seite haben.

Hör damit auf, dich selbst zu belasten – immer und immer wieder.

Kannst du einen bestimmten Ärger einfach nicht loswerden? Dann lass ihn doch den Abfluss runter! Nimm dir, wann auch immer dir danach ist, genau 10 Minuten Zeit und schreib alles auf, was dich ärgert. Die einzige Regel dafür ist: hör nicht auf zu schreiben. Auch wenn dir nichts einfällt, dann schreib einfach „mir fällt so gar nichts ein“ auf. Damit entleerst du dein Unterbewusstsein von Müll und Ärger aufs Papier anstatt andere damit zu belästigen.
Das war für deine ärgerlichen Gedanken. Um diese aus deinem Unterbewusstsein zu verdrängen, gibt es auch noch das Gegengift: schreib dich glücklich. Oder wenn du einen Boost an Glückshormonen erleben und verschenken willst, dann schreib einen Dankesbrief an jemanden.

Bleib gesund und kontrolliere deinen Ärger

Wir Menschen besitzen drei Intelligenzen – also quasi Gehirne: Kopf, Darm und Immunsystem. Alle drei sind über die Gefühle verbunden. Je länger wir uns also in negativen Gefühlen suhlen, umso mehr schaden wir unserem Immunsystem und damit unserer Gesundheit.
In der Opferrolle zu verharren bedeutet, dass Dinge oder Andere dein Leben bestimmen und krank machen. Es ist leichter sich leben zu lassen – aber schon aus reinem Egoismus für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden solltest du das lassen. Verzeih, akzeptiere, lass los und übernimm Verantwortung.

Entscheide selbst, ob du leben möchtest oder dich leben lässt.